Prof. Socolows
subkutane Irreführung

Konstante CO2-Emissionen = kippendes Klima

Prof. Socolow schiebt uns in seinem Artikel unauffällig eine folgenschwere falsche Schlussfolgerung unter: zunächst nennt er als Ziel seiner Forschung die Verminderung der CO2-Emissionen, präsentiert dann aber lediglich Vorschläge, wie die CO2-Emissionen konstant gehalten werden können. Schließlich setzt er diese "Lösung" dann mit einer Stabilisierung des Klimas gleich. Das ist fatal falsch, denn bei konstanten Emissionen steigt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre weiter an und treibt somit den Klimawandel voran. Beteiligen Sie sich an der Diskussion im Forum ».

Prof. Socolow:
"... Diese Situation war für uns an der Princeton University im Jahr 2000 der Anlass, die „Carbon Mitigation Initiative“ aufzubauen. In dem von der Industrie unterstützten Zehnjahresprogramm stellten wir uns die Aufgabe, sofort umsetzbare Lösungen für eine globale Verminderung der CO2-Emissionen [1] aufzuzeigen. Dazu legten wir als Erstes einen Zeithorizont von 50 Jahren fest. Das verleiht der Sache die nötige Dringlichkeit. Ferner gingen wir von einer Verdoppelung der CO2-Emissionen innerhalb von 50 Jahren aus, wissenschaftlich gesehen ein vernünftiger Mittelwert. Als Letztes integrierten wir die Forderungen der Umweltwissenschaftler nach mindestens einem Nullwachstum der CO2-Emissionen. Daraus ergab sich ein Dreieck: das Stabilisierungsdreieck. Es ist das Kernstück unseres 'Keile'-Modells.

... Ein möglicher Keil ... wäre die Installation von Systemen zur CO2-Abtrennung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) bei 800 großen Kohlekraftwerken. Wichtig für die Auswahl der einzelnen Maßnahmen war, nur Technologien einzubeziehen, die bereits vorhanden oder in der Pilotphase sind [2]. Wir brauchen also nicht auf revolutionäre Technologien für neue Energiesysteme zu warten [3], um mit der Stabilisierung der Emissionen zu beginnen! "

[1] Wir halten fest: Ziel war die Verminderung von CO2-Emissionen, Ergebnis des von Prof. Socolow entwickelten sog. Keile-Modells sind unverminderte, konstante CO2-Emissionen in den nächsten 50 Jahren. Beschönigend wird hier von "stabilen" CO2-Emissionen gesprochen, was nichts anderes heißt, als dass wir in den nächsten 50 Jahren tagtäglich so viel CO2 ausstoßen, wie in der Vergangenheit. Für das Klima bedeutet das keineswegs eine Stabilisierung, denn wenn die Emissionen konstant bleiben, steigt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre stetig an.

[2] Weder die CO2-Abtrennung ist zur Zeit an irgendeinem der erwähnten 800 Kraftwerke verfügbar, noch ist bekannt wie und wo man die gigantischen Mengen an CO2 aus 800(!!!) Kraftwerken endlagern soll. Wir sollten hier nicht den gleichen Fehler machen, wie wir ihn bei der Atomkraft gemacht haben. Sie wurden ebenfalls in Betrieb genommen, ohne dass ein Endlager für den hochradioaktiven Müll verfügbar gewesen wäre. Mit dem Ergebnis, dass wir nach 40 Jahren Atommüllproduktion immer noch kein Endlager, aber riesige Mengen Atommüll haben. Allerdings ist ein ähnliches Vorgehen mit dem abgeschiedenen CO2 auch schwer denkbar, denn das lässt sich nicht so einfach in kleine gelbe Fässer stopfen. Selbst für das von Vattenfall großmundig versprochene CCS-Kraftwerk, das gerade in Brandenburg gebaut wird, ist das Wort „Pilotphase“ dreist übertrieben.

[3] Richtig, die gibt es nämlich schon längst. Man nennt sie erneuerbare Energien und Stromsparen. Warum man die Standby-Schaltungen nicht einfach verbieten kann, ist mir bisher schleierhaft.

Prof. Socolow:
"... Eine besonders große Bedeutung im Kampf gegen den Treibhauseffekt haben dabei die fossil befeuerten Kraftwerke [4]. ... Wir dürfen keine neuen Kohlekraftwerke bauen, die den früheren gleichen. Erforderlich sind Anlagen, die nahezu das gesamte CO2 abtrennen, um es abzulagern. [...] Damit sich solche Verfahren weltweit auch durchsetzen, braucht es allerdings wirtschaftliche Anreize [5], finanzielle Mittel, um die Sicherheit von CO2-Lagerstätten zu erforschen, sowie gesetzliche Rahmenbedingungen für die Lagerung von CO2."

[4] „Bedeutung“ ist schön gesagt. Ihre „große Bedeutung“ erwächst allein der Tatsache, dass sie zu den größten Verursachern des Klimawandels gehören, und nicht Kämpfer dagegen sind. Da könnte man auch sagen: Eine besonders große Bedeutung im Kampf gegen Lungenkrebs und Raucherbeine hat das Rauchen. Die fossilen Kraftwerke sind nicht Teil der Lösung, sie sind das Problem, sehr geehrter Herr Socolow.

[5] Ein finanzieller Anreiz, die CO2-Emissionen zu senken, ist beispielsweise der Emissionshandel, der die Kohleverstromung, und hier insbesondere die CO2-intensive Braunkohleverstromung, teurer machen soll. Dagegen fordert ein ebenfalls vom Braunkohle-Verband angeführter „Experte“, nämlich Prof. Erdmann, die Abschwächung dieses Effektes, indem die Braunkohlekraftwerke auch in Zukunft ihre CO2-Zertifikate kostenlos zugeteilt bekommen. Damit würde der finanzielle Anreiz abgeschwächt und somit unwirksam.

Prof. Socolow:
"... Das Wedge-Modell ist ein optimistischer Ansatz [6] ... Vielen Menschen ist die Botschaft klar geworden: Zur Stabilisierung unseres Klimas können alle Energieträger – ob Kohle, Kernkraft oder erneuerbare Energien – einen Beitrag leisten und jeder findet am Tisch auch einen Platz [7]."

[6] Im Bezug auf was ist denn ein Modell optimistisch, das auf konstante CO2-Emissionen abzielt?

[7] Vielen Menschen wird hoffentlich klar, dass uns Herr Socolow genau hier eine falsche Schlussfolgerung unterschiebt: eine vom Keile-Modell angestrebte sogenannte Stabilisierung der CO2-Emissionen wird mit einer Stabilisierung des Klimas gleichgesetzt. Das ist eine fatal falsche Behauptung und Irreführung, denn wie erwähnt bedeuten konstante CO2-Emissionen einen Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und damit eine Verstärkung und keine Stabilisierung des Klimawandels!

Für die Werbezwecke des DEBRIV mag dieser Artikel dienlich sein, besonders wissenschaftlich, wie vom DEBRIV-Vorsitzenden versprochen », ist er nicht.

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Socolow im Original

» Hier finden Sie den Text von Prof. Socolow im Original.