Die Braunkohle-Kampagne

Beiträge der "Experten"

Mitte März 2008 hat der deutsche Braunkohlen-Industrie-Verein (DEBRIV) eine Image-Kampagne für den klimaschädlichsten aller Energieträger gestartet, die Braunkohle. Sowohl auf seiner Interseite als auch in Zeitungsanzeigen lässt der DEBRIV Wissenschaftler zu Wort kommen, die als Experten für Ressourcenverfügbarkeit, Emissionshandel oder Klimaschutz gepriesen werden und uns anschließend erklären warum wir angeblich im Interesse des Klimas nicht auf Braunkohle bei der Stromerzeugung verzichten können.

Der Vorsitzende des DEBRIV, Matthias Hartung, sagt auf Brennstoffspiegel.de », die Kampagne "soll das anspruchsvolle Thema sachlich und wissenschaftlich fundiert thematisieren und so dazu beitragen, Vorbehalte und Vorurteile abzubauen." Letzteres wollen wir ihm gerne glauben, doch beim wissenschaftlichen Fundament kommen schon erste Zweifel auf.

Zwar wird in allen Artikeln versucht, durch die Nennung vieler akademischer Grade und vieler Zahlen beim Leser den Eindruck von Wissenschaftlichkeit zu erwecken. Leider ist für kaum eine Zahl eine Quelle angegeben. Prof. Socolow spricht beispielsweise von "den Umweltwissenschaftlern" oder von "wissenschaftlich sinnvollen Mittelwerten". Prof. Erdmann nennt Reichweiten und globale CO2-Emissionen der Kohle, ohne jedoch zu verraten woher er die Daten hat (Bezug: ausführliche pdf-Artikel mit Stand vom 24.4.2008).

Lesen Sie eine Auseinandersetzung mit den Thesen von

Antworten auf die Artikel von Prof. Bachem zum Energiemix und Prof. Wellmer zur Ressourcenverfügbarkeit folgen in Kürze.

Braunkohle-Halbwissen

Im Interview fährt der DEBRIV-Vorsitzende Hartung fort: "Wir möchten vor allem einen sachlichen und möglichst objektivierenden Beitrag zur gegenwärtig ausufernden Diskussion leisten". Auch das geht schief. Im Glossar der Internetseite findet sich unter "Kohlendioxid" folgende bemerkenswerte Halbwahrheit: "Zusammen mit anderen Treibhausgasen (z.B. Methan) verhindert es, dass zu viel Wärme in den Weltraum zurückstrahlt, und sorgt somit für die zum Leben notwendigen Temperaturen auf der Erde". Hier endet der Eintrag (Stand: 28.04.2008).

Langsam wird mir klar, warum uns die deutsche Braunkohleindustrie zur Rettung des Klimas so besorgt und dringend zu noch mehr und noch größeren Braunkohlekraftwerken rät: es geht ihr gar nicht um Profit, nicht um das Verdienen am und auf Kosten des Klimawandels, nein, der DEBIRV macht sich größte Sorgen, dass es bitterkalt werden könnte auf unserem Planeten, wenn wir alle, was ja unmittelbar bevorsteht, plötzlich aufhören sollten CO2 zu emittieren. Danke, aber so viel Sorge wäre wirklich nicht nötig gewesen. Wahrscheinlich hat der DEBRIV wieder zu lange vor der Röhre » gehangen.

Das Forum ohne Forum

Soviel wie Braunkohle mit Klimaschutz zu tun hat, hält die Internetseite www.braunkohle-forum.de, was sie mit ihrem Namen verspricht: ein Forum sucht man vergeblich. Auf der gesamten Internetseite findet sich außer einer Email-Adresse keine einzige Möglichkeit, um mit dem DEBRIV in "Dialog" zu treten.

Ganz im Sinne der "Informations"-Kampagne behauptet der DEBRIV-Vorsitzende Matthias Hartung denn auch: "Mit dem neu erstellten Internetportal www.braunkohle-forum.de treten wir in Dialog mit der Öffentlichkeit". Dafür wurde ihm vom Internet-Blog the toilet walls of the internet » zurecht der Web-1.0-Award verliehen. Ein Zitat aus der Laudatio: "Die Betreiber des Braunkohle-Forums haben die Relevanz von Diskussion im Internet erkannt und verzichten deshalb darauf."

Im Gegensatz dazu hält diese Seite, was sie verspricht und bietet ein Forum », in dem Sie sich nach Herzenslust auslassen können.

Kommentierte Expertenartikel

» Prof. Socolow zum Klimawandel

» Prof. Erdmann zum Emissionshandel

» Prof. Weizsaecker zur "Clean-Coal-Technologie"

Braunkohlesubventionen

» Braunkohle - ein subventionsfreier Energieträger?

Studie des Umweltbundesamtes » zu direkten und indirekten Subventionen der angeblich subventionsfreien Braunkohle (Oktober 2004, 214 Seiten)

ZDF Frontal21



Der Einfluss der Kohlelobby auf die Klimaschutzpolitik, vom 3.4.2007.